Männertraum als Apetizer
Amerikanische Burger-Kette Hooters eröffnet Restaurant in Deutschland
von Anette Dowideit

New York - Der Ort könnte kaum besser gewählt sein. In die eine Richtung liegt das "Saarpark Center", ein Einkaufstempel mit vier Kinos, in die andere Richtung Ramstein, der größte Stützpunkt der US-Luftwaffe außerhalb der USA. Mit 35 000 oft einsamen Soldaten, die am Wochenende unterhalten werden wollen. Diesen strategisch wichtigen Standort im saarländischen Städtchen Neunkirchen hat sich die amerikanische Burgerkette "Hooters" ausgesucht, um dort in knapp zwei Wochen ihre erste deutsche Filiale zu eröffnen.


Einsame Männer sind die Hauptklientel des Restaurantbetreibers aus Atlanta im US-Bundesstaat Georgia. Denn von anderen Hamburger-Ketten unterscheidet Hooters vor allem eines: die leicht bekleideten Bedienungen, deren Arbeitsuniform aus Hot Pants und knappen Hemdchen mit großem Ausschnitt besteht. Weltweit gibt es rund 400, meist franchisebetriebene Restaurants, in denen fast 25 000 Mitarbeiter arbeiten. Offizielle Umsatz- und Gewinnzahlen gibt das Unternehmen, das komplett in Privatbesitz ist, nicht bekannt. Der Informationsdienst Hoover's schätzt den Jahresumsatz des Lizenzgebers jedoch auf 275 Mio. Dollar - der Umsatz aller Restaurants dürfte rund zehnmal höher sein.


Das System Hooters (zu deutsch: Hupen) funktioniert über den Kult, den das Unternehmen um die hübschen Kellnerinnen macht, die sogenannten "Hooters-Girls". Die zu fast 70 Prozent männlichen Gäste bekommen für ihr Geld mehr als nur Burger: Wenn die Kellnerinnen gerade keine Teller mit Chicken Wings und Krüge voller Bier zu den Tischen balancieren, drehen sie zum Beispiel Hula-Hoop-Reifen auf ihren Hüften. Engagiert werden die jungen Frauen über regelmäßige Castings, es gibt einen eigenen "Hooters Song", zu dem die Kellnerinnen mindestens einmal pro Abend tanzen.


Mittlerweile macht das Unternehmen fünf Prozent seines Umsatzes mit Werbeartikeln wie Pin Up-Kalendern mit Bildern ausgesuchter Schönheiten. Seit wenigen Jahren gibt es sogar den Ableger Hooters Air, eine Regionalfluglinie, die kleine Flughäfen unter anderem in Pennsylvania, South Carolina und Illinois anfliegt - und natürlich Las Vegas. Den Bordservice übernehmen auch dort leicht bekleidete junge Frauen.


Nicht nur die Hamburger-Kette selbst ist ein fleischgewordener Männertraum, auch ihre Entstehungsgeschichte: Vor 22 Jahren saßen fünf Männer in Atlanta zusammen beim Bier und beschlossen, sich einen Jugendtraum zu erfüllen. Ein Burger-Restaurant mit viel Fleisch, Sportfernsehen und hübschen Bedienungen mit großen Ausschnitten. Allein dafür wird das Unternehmen immer wieder scharf von frauenrechtlichen Vereinen kritisiert. Mittlerweile hat Hooters-Chef John Weber eine gewisse Routine entwickelt, sich dagegen zu wehren. "Zu sagen, wir beuten hübsche Frauen aus, wäre dasselbe wie zu sagen, die National Football League beute Männer aus, die groß und schnell sind."


Dem Wachstum der Kette hat die Kritik bisher nicht geschadet. Mittlerweile gibt es Restaurants in 50 Ländern. "Ein Konzept, das sich weltweit bewiesen hat", meint Weber. In diesem Jahr sind 80 neue Filialen geplant. Sollte das erste deutsche Restaurant der Burger-Kette genügend Gäste anlocken, will Hooters im nächsten Sommer ein weiteres Lokal in Hamburg eröffnen. Entsprechend der Zielgruppe dürfte wohl ein Standort nahe der Reeperbahn lohnend sein.


Artikel erschienen am Mo, 7. November 2005