Nach den Manipulationen beim Autopreis "Gelber Engel" wies die ADAC-Führung alle Schuld dem bisherigen Kommunikationschef zu. Michael Ramstetter habe einen "unverzeihlichen Fehler" gestanden, den Geschäftsführung und Präsidium nicht für möglich gehalten hätten, sagte ADAC-Geschäftsführer Karl Obermair am Montag. Es handle sich um einen isolierten Vorgang. Doch Zweifel sind längst in der Welt und halten sich hartnäckig.
Der ADAC zählt zu den mächtigsten Organisationen Deutschlands. 19 Millionen Mitglieder, das ist ein Faustpfand. Die meisten haben sich dem Verband angeschlossen, weil sie von der zuverlässigen Pannenhilfe des ADAC profitieren wollen. Auf anderer Ebene agiert die Organisation, die eigentlich ein Verein ist, als Wirtschaftsunternehmen. ADAC-Reisen, ADAC-Busse, ADAC-Versicherungen, zudem intensive Beziehungen zu den deutschen Autoherstellern, auch das ist der ADAC.
Allein durch seine Größe nimmt der ADAC längst eine Rolle als politischer Faktor ein. Zuverlässig positioniert er sich bei strittigen Themen wie Pkw-Maut, Tempolimit oder Spritpreisen möglichst klar. Zuletzt trieben den Verein vor allem steigende Kosten für Benzin und Diesel um. Im Wahlkampf legte sich dabei gleich mit der CSU-Führung an, bisweilen mit aggressiver Wortwahl. Autofahrer wurden in der Regel "abkassiert".
Schlagartig kleinlaut
Erhebliche Marktmacht entfaltete der Verband zudem durch seine Bewertungen. Crashtests von Fahrzeugen, Sicherheit von Kindersitzen, Dachboxen, Waschanlagen und und und. "Kompetent, unabhängig und objektiv untersucht der ADAC seit Jahrzehnten Produkte, Dienstleistungen und Infrastrukturen für alle mobilen Verbraucher", heißt es auf der Internetseite.
Am Wochenende löste sich das gute Bild, das so viele Deutsche von dem Autoverband haben, in Luft auf. Kommunikationschef Michael Ramstetter nahm seinen Hut, Geschäftsführer Karl Obermair räumte ein, dass schon seit Jahren Zahlen geschönt wurden. Vor wenigen Tagen noch hatte er den ersten Enthüllungsbericht der Süddeutschen Zeitung verächtlich mit Spott abgetan. Nichts sei so schnell vergessen wie die Zeitung von gestern: "Mit der packt man den Fisch ein."
Auch ein Test wurde offenbar gefälscht
Dabei ging es um die Manipulation eines Testberichts. So habe der ADAC einen rumänischen Dacia vor dem Test absichtlich minderwertige Reifen aufgezogen, um einen Überschlag zu provozieren. Anschließend habe der ADAC die Meldung "Billigflieger aus Rumänien" an die Presse gegeben. Was anschließend folgte, erinnert fatal an die Ereignisse der vergangenen Tage: Nachdem Journalisten berichteten "Schummelclub ADAC?" habe der ADAC mit Beschimpfungen reagiert, musste jedoch anschließend zurückrudern.